Das Mädchen von der Erde by Kir Bulytschow

Das Mädchen von der Erde by Kir Bulytschow

Autor:Kir Bulytschow [Bulytschow, Kir]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Kinderbuch, Erzählungen, Science Fiction, Sowjetunion
Herausgeber: Der Kinderbuchverlag Berlin
veröffentlicht: 1984-11-15T00:00:00+00:00


Eine traurige Erfindung

Als sich der „Pegasus“ dem Planeten Scheschinera näherte, hatten an Bord Frachtgut und Geschenkpakete merklich abgenommen. Man konnte wieder durch die Korridore laufen, ohne auf Schritt und Tritt über Säcke, Kisten und Container zu stolpern.

Wir hatten bereits ein Drittel der Galaxis hinter uns gebracht und Orte aufgesucht, die nicht von Linienschiffen der Erde angeflogen wurden.

Die Scheschinera lag abseits der großen Reiserouten. Ihre Tierwelt war nur spärlich entwickelt – noch vor dreihundert Jahren war der Planet kahl und unbewohnt gewesen. Doch dann kamen Siedler vom Rosodor, schufen eine künstliche Atmosphäre, legten Gärten und Rasenflächen an.

Wir hätten keine Zeit auf eine Landung verschwendet, wäre uns nicht bereits auf dem Planeten der Drei Kapitäne von Doktor Werchowzew erzählt worden, daß es hier eine Tierart mit der Bezeichnung Skliss gab.

Der „Pegasus“ landete in tiefer Nacht, unweit einer kleinen Stadt, deren Lichter matt herüberschimmerten. Wir gingen möglichst leise nieder, damit wir nicht die Einwohner weckten und erschreckten: Auf diesem Planeten landeten nämlich selten Raumschiffe, und mancher Scheschineraner hatte noch nie eins zu Gesicht bekommen.

Das Geräusch der Triebwerke erstarb, Seljony kämmte seinen Bart und legte sich schlafen, Poloskow blieb auf der Brücke, um Korrekturen in die veraltete Navigationskarte einzutragen, Alissa schrieb einen Brief an die Großmutter, in der Hoffnung, ihn von der Scheschinera aus abschicken zu können, ich aber begab mich zum Laderaum eins, um einen Käfig für den Skliss zu holen und die Tiere zu versorgen.

Auf dem Schiff war es still und warm. Ich lief lautlos über die weichen Teppiche und überlegte, daß wir uns auf der Scheschinera mit Wasser eindecken und neue Wolle für die Weberspinne beschaffen müssen. Der kleine quirlige Busch wartete in einer Ecke auf mich, ich aber sagte: „Schlaf jetzt, sonst kriegst du morgen nichts zu trinken.“

Der kleine Busch wedelte erschrocken mit den Zweigen und zwängte sich blätterraschelnd in sein Abteil.

Plötzlich vernahm ich leises Schmatzen. Jemand mußte sich in den Lagerraum geschlichen haben, wo sich die restlichen Pakete befanden. Ich blieb stehen und lauschte. Mir war nicht klar, welches der Tiere sich aus seinem Käfig gestohlen hatte; nicht jedes war so einfach wieder einzufangen.

Ich warf einen vorsichtigen Blick durch die angelehnte Tür des Lagerraums. Niemand zu sehen. Doch das Schmatzen wurde lauter. Ich betrat den Raum – das Geräusch drang vom verschlossenen Kühlschrank herüber, in dem die Ananasfrüchte aufbewahrt wurden.

Mich verwunderte, daß der Schlüssel von außen steckte – es konnte nicht gut jemand in den Kühlschrank eindringen und erst dann abschließen.

Ich streckte langsam die Hand nach dem Schlüssel aus, drehte ihn herum und öffnete die Tür.

Im Schrank saß, zitternd vor Kälte, ein kleiner grüner Mensch und knabberte mit spitzen Zähnen an einer Ananas.

Er sah mich entsetzt an und preßte die Frucht gegen die Brust. „Das werden Sie nicht wagen“, sagte er.

„Sie hätten die Ananas wenigstens putzen sollen“, antwortete ich. „Und überhaupt, wie sind Sie hier reingekommen?“

„Nicht mal sein Abendbrot kann man in Ruhe einnehmen!“ knurrte das Menschlein und verschwand mitsamt der Ananas.

Ich rieb mir die Augen. Der Kühlschrank war leer. Drei Früchte fehlten. Ich spürte eine Berührung am Bein und fuhr vor Schreck zusammen.



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